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Self Service hilft Sparen, aber wem?

Birgit Braunraths Glosse auf der heutigen Titelseite des Kurier über einen Leser, 70, der am vollelektronischen Self Service Zugang zur Wiener Hauptbücherei gleich mehrmals scheiterte, weil sein Geburtsdatum falsch gespeichert war und er als 970-Jähriger kein Buch mehr leihen durfte, hat mich zu einem kürzlichen Erlebnis in der Bank meines Vertrauens geführt.

Die Tatsache, dass eine Sparbuchauflösung nur dann möglich ist, wenn ich auch das jeweilige Buch aus dem Schließfach nehme und an den Schalter bringe, machte einen Besuch der Bank nach längerer Zeit mal wieder nötig. Frohen Mutes brachte ich mein Buch zu einer sehr freundlichen jungen Dame am Schalter und erzählte ihr mein Ansinnen. Die Auflösung des Sparbuches war schnell geschehen, danach wollte ich den Erlös des Sparbuches an einen Handwerker überweisen, den ich kürzlich mit einer Neugestaltung unseres Wohnraumes beauftragt hatte. Die junge Dame meinte daraufhin, sie würde mir nun mein Überweisungslimit erhöhen und ich könnte das am Überweisungsautomaten alles gleich selbst machen, ihr dann ein Zeichen geben, wenn ich fertig sei und dann würde mein Limit wieder gesenkt (??). Etwas erstaunt fragte ich, ob es nicht gleich bei ihr direkt am Schalter möglich wäre. Möglich ja, aber besser, wenn ich das im Self Service mache. Nun gut, ich bin ein freundlicher Kunde, wollte auch nicht unmodern scheinen und begab mich zu besagtem Automaten. Die Bankomatkarte sollte mich ausweisen, allein, der Automat ließ meine Bankomatkarte nicht zu, offenbar eine defekte Karte. Auf meinen diesbezüglichen Hinweis machte die freundliche junge Dame eine Ausnahme und ich durfte doch ausnahmsweise ihre Dienste zum Ausfüllen eines Überweisungsformulares in Anspruch nehmen. Da ich nun schon da war, wollte ich auch gleich die defekte Bankomatkarte neu bestellen, was wiederum zur Frage führte, ob ich denn nicht Electronic Banking - Kunde wäre, dann könnte ich das ja im Self Service machen. Nun war ich schon etwas genervt und meinte, das wolle ich eigentlich nicht, weil ich eben gerade in der Bank am Schalter wäre, auch wenn ich Electronic Banking Kunde bin. Nun schien ich ihre Nerven ein wenig strapaziert zu haben und als Belohnung wurde ich nach Telefonat an eine weitere Kollegin weiter gereicht, die in einem separaten Raum eine Bankomatkartenbestellung mit mir durchführte. Zur "Belohnung" gab es dann noch einen umfangreichen, allgemeinen Fragebogen zu meiner Person, der auch ausgefüllt und unterschrieben werden musste. Man nennt das "KYC" = Know your customer, eine regelmäßig nötige Überprüfung meiner Daten.

Bei derart vielen freundlichen Aufforderungen zum Self Service - dachte ich mir - sollte ich vielleicht doch das Angebot jener Bank annehmen, die gar keine Filialen hat und mir kürzlich einen Wechsel angeboten hatte, verbunden damit, mir alle Änderungen abzunehmen.

Wie geht es Euch denn damit, zunehmend immer mehr in Self Service in Eurer Freizeit machen zu müssen, was früher als Dienstleistung im Preis enthalten war?




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